Historie

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Der Gehörlosenbund „Breisgau Perle“ Freiburg e.V. hat ein neues Logo gestaltet, wir präsentieren es wie die Videoaufnahme zeigt:

GEHÖRLOSENBUND „BREISGAU PERLE“ e.V.

gegründet 1897

FREIBURG IM BREISGAU

Vereinschronik  1897  –  1997


Nach mehrmaligen Treffen der Taubstummen auf Wunsch des Herrn Adolf Haigis, der von auswärts nach Freiburg umgezogen war, wurde der Taubstummenverein Freiburg ins Leben gerufen. Am 11. September 1897 erfolgte sodann die Gründung der Taubstummen-Gesellschaft Freiburg. Ein historisches Gründungsfoto „Taubstummen-Kneipe 1897“ ist noch vorhanden, aufgenommen in der Wirtschaft „Inselbrau“  zu Freiburg in der Schiffstraße 7. 1. Vorstand war Adolf Haigis, 2. Vorstand Arthur Sinshein, Kassierer H. Siedel, weitere Mitglieder auf dem Foto sind: Adam Brucker, Klauser, Neumann, Feßmeier, Schlegel, Maurer, Schuhmacher und der Wirt der Inselbrau. Der Taubstummen-Verein wurde von Kamerad Adolf Haigis als 1. Vorsitzenden bis zur Inflationszeit im Jahre 1923 geleitet und sollte in dieser Zeit auf Wunsch des Altvorsitzenden Kameraden Haigis aufgelöst werden.

Auf Initiative der Kameraden Schätzle und Friedrich Löffler konnte jedoch der Taubstummen-Verein weiterhin bestehen. Diese beiden Kameraden baten Aloys Sutter, die Leitung des Vereins zu übernehmen. Vorher fanden die Versammlungen in den Gasthäusern in der Schiffstraße, Weberstraße und Wasserstraße statt.

Bevor der Taubstummen-Verein weiter bestehen konnte, wurden die Gehörlosen von Kamerad Sutter zur ersten Weihnachtsfeier im Gasthaus „Zum Deutschen Kaiser“  in der Günterstalstraße eingeladen, da der Sohn des Wirtes selbst gehörlos war. Der kleine Saal war voll besetzt.

Danach fand auch die erste Generalversammlung des nun umbenannten Taubstummen-Vereins in „Taubstummen-Gesellschaft-Breisgau“ statt, bei welcher Kamerad Aloys Sutter einstimmig zum 1. Vorsitzenden gewählt wurde. Zu Beginn eröffnete anstelle des ältesten Mitgliedes Kamerad Schätzle, Herr K. Keßler die erste Generalversammlung. Zu seinen Mitarbeitern wurden Herr Willoth als Schriftführer und Herr Schulz als Kassierer, die Herren Baumert und Löffler wurden zu Vorstandsmitarbeitern bestimmt. Evangelische Gottesdienste fanden im Paulussaal in der Dreisamstraße und katholische Gottesdienste im katholischen Gesellenhaus statt.

Im Jahre 1927 war Lorenz Krieg für ein paar Monate im Vorstand, da er sodann als Lehrmeister nach Neckargemünd versetzt wurde, sodaß Kamerad Sutter die Vereinsleitung wieder übernehmen mußte. In den folgenden Jahren konnten manche Taubstummenlehrer als Referenten gewonnen werden.

Im Jahre 1933 wurde der Gehörlosen-Ortsbund gleichgeschaltet infolge der Nazi-Zeit. Zum Vereinsführer wurde Kamerad Sutter bestellt, bis zum Kriegsbeginn im Jahre 1939. Da Kamerad Sutter nach Schramberg zur Rüstung eingezogen wurde, übernahm Schreinermeister August Rißler kommissarisch die Vereinsleitung.

Nach dem Kriegsende im Jahre 1945 sollte Kamerad Emil Frieß vertretungsweise den nun neu benannten Gehörlosenbund „Breisgau-Perle“ leiten. Da die katholische Gehörlosen-Seelsorge gegen Frieß jedoch Einwände erhoben hatte, mußte Kamerad Sutter die Vereinsführung wieder übernehmen und jeden Monat den weiten Weg von Schramberg-Aichhalden nach Freiburg auf sich nehmen bis er nach einigen Jahren endlich eine Stellung in Freiburg erhielt.

Kamerad Aloys Sutter leitete den Gehörlosenbund „Breisgau-Perle“ so dann bis zum Jahre 1966. In der Zwischenzeit gab es im Ortsbund auch eine Schach-Abteilung, sowie eine Motorsport-Abteilung. Im Frühjahr 1957 sprachen die damals noch jugendlichen Kameraden Alfred Renner und Karl Federer zwecks Gründung einer Fußballmannschaft den Vorstand des Ortsbundes an. Mit Rechnung vom 26. April 1957 bezahlte der Gehörlosen-Ortsbund damals eine komplette Sportausrüstung für 12 Spieler samt Torwartausrüstung für den damaligen Preis von insgesamt DM  204,50. Fußball war nun auch in Freiburg ab diesem Jahr ein begehrtes Hobby. Das erste Tor im ersten Spiel schoß damals unser Willi Fischer. Gespielt wurde auf dem Platz der DJK Freiburg in der Schwarzwaldstraße. Wir nahmen auch als III. Mannschaft der DJK an der Verbandsrunde der Hörenden teil, wobei einige Male der Bruder von Alfred Renner uns mit seinem Lastwagen zu den Spielen transportierte.

Bei der Vorstandswahl am 11. Dezember 1966 wurde Kamerad Georg Zimmer zum 1. Vorsitzenden gewählt. Sein Stellvertreter war Kamerad Heinz Albert.  Im Jahre 1967 hatte Kamerad Zimmer einen Betriebsunfall, wobei er gelähmt wurde und somit an den Rollstuhl gebunden war. Schwester Julitta Ritter OSB von der katholischen Gehörlosen-Seelsorge bat den Kameraden Sutter, er möge den Gehörlosenbund wieder weiterführen.

Im März 1969 stand wieder die Generalversammlung mit Wahlen an. Auf Vorsprache und Bitte einiger gehörloser Mitglieder hin, suchten die Vorstandsmitarbeiter Kamerad Sutter, sowie Herr Josef und Frau Lieselotte Seelos den Kameraden Karl Federer in Oberhausen auf. In persönlicher Aussprache stellte Kamerad Karl Federer sich zur Generalversammlung zur Verfügung, obwohl die Entfernung von 38 km nach Freiburg zu bedenken war.

Der Gehörlosenbund hatte zu diesem Zeitpunkt 37 Mitglieder. Kamerad Federer wurde einstimmig zum neuen 1. Vorsitzenden gewählt. Seitdem stand der Gehörlosenbund unter dessen Führung im Aufschwung.

Die Versammlungen fanden anfangs im „Löwenkeller“ im Stühlinger , später dann im Kolpinghaus in der Karlstraße statt.

Am 9. Januar 1977 konnten wir unsere erste Weihnachtsfeier in unserem neuen Gehörlosen-Zentrum „St.Annastift“ am Holzmarkt 12 abhalten. Am Samstag, dem 26. März 1977 wurde das Gehörlosen-Zentrum eingeweiht durch unseren Gehörlosen-Seelsorger Pfarrer Kimmig und Herrn Monsignore Gabel, wobei der größte Anteil der Miete von der kirchlichen Seite übernommen wurde. Wir waren sehr froh, daß wir nun in heimischen Räumlichkeiten die Treffpunkte für die Gehörlosen durchführen konnten. Dies hatten wir besonders zu verdanken der katholischen Gehörlosen-Seelsorge, der evangelischen Gehörlosen-Seelsorge und  dem Verein für badische Taubstumme in Heidelberg, voran Herrn Direktor Micol, für die großzügige finanzielle Unterstützung in der Kostenfrage.

Zwischenzeitlich wurde unser Gehörlosenbund am 23. April 1981 in das Vereinsregister eingetragen.

Am 11. Juni 1982 konnten Peter Welty und Karl Federer beim VW-Werk in Hannover einen VW-Bus als Spende der Aktion Sorgenkind abholen für den Gehörlosenbund und den GSV Freiburg, welcher im Jahre 1967 offiziell gegründet wurde. Die Unterhaltungskosten wurden lt. Sitzungsbeschluß von beiden Vereinen je zur Hälfte getragen bis zum Jahre 1986. Dann ging der VW-Bus in den Besitz des GSV Freiburg über.

Im Jahre 1983 zählte  der Gehörlosenbund 136 Mitglieder.

Am 17. Juli 1983 erhielten wir für das Gehörlosen-Zentrum von der Aktion Sorgenkind ein Fernsehgerät.

Im Jahre 1983 wurde unser Vereinsmitglied Erwin Gerber aus Forchheim zuerst Landessieger von Baden-Württemberg und dann auch Bundessieger im Feinmechaniker-Handwerk. Er erreichte 85 Punkte, sein hörender Kontrahent als Nächstplazierter 58 Punkte.

Im Januar 1984 wurde erstmals ein Rot-Kreuz-Erste-Hilfe-Kurs mit Dolmetscherin in Emmendingen durchgeführt. Der Kurs kam sehr gut an.

Alle fünf Jahre beging unser Gehörlosenbund das jeweilige Jubiläum mit einer Festveranstaltung, wobei auch die sportliche Verbindung gepflegt wurde, vor allem auch mit unseren gehörlosen Freunden aus der Partnerstadt Innsbruck. Von 1969 bis 1989 wurden insgesamt 16 Vereins-Ausflüge durchgeführt. Eine Auflistung dieser Ausflüge sowie eine Auflistung der alle zwei Jahre stattgefundenen Vorstandswahlen ist separat aufgeführt und den Zukunftgenerationen überlassen.

Bei der Generalversammlung am 12. März 1989 bat Kamerad Federer nach 20jähriger ununterbrochener Tätigkeit als 1. Vorsitzender um Entbindung von seinem Posten.

Der Gehörlosenbund zählte zu diesem Zeitpunkt 150 Mitglieder. Kamerad Federer wollte der jüngeren Generation Platz machen. Es stellte sich bei der Wahl erst nach langem hin und her der junge Eugen Gerlach zur Verfügung. Er wurde einstimmig gewählt. Viel Neues bewegte er im Gehörlosenbund, so setzte er auch den Vorschlag von Kamerad Federer um, zum ersten Mal einen Baumschnitt-Kurs für Gehörlose durchzuführen. Im Garten von Kamerad Federer fand dieser Kurs am 26. Februar 1994 statt mit 15 sehr interessierten gehörlosen Teilnehmern und der Dolmetscherin Frau Hess. Das Landratsamt stellte einen Referenten, Herrn Dutzi, zur Verfügung. Noch zweimal wurde ein Baum- und Sträucherschnitt-Kurs durchgeführt.

Wegen einer bevorstehenden baulichen Sanierung des St. Anna-Stiftes mußten wir im Herbst 1993 unser altvertrautes Zentrum am Holzmarktplatz aufgeben. Als Ersatz erhielt die „Interessengemeinschaft Gehörlosen- und Schwerhörigenzentrum Freiburg e.V.“, der Rechts- und Betriebsträger unseres jetzigen Zentrums, und der der Gehörlosenbund satzungsrechtlich als geborenes Mitglied angehört, von der Stadt Freiburg mietweise den westlichen Teil des Erdgeschosses des Casino-Gebäudes der ehemaligen Vauban-Kaserne, die im Frühsommer 1992 durch den Abzug der französischen Streitkräfte aus Freiburg frei geworden ist. In einer ca. viermonatigen Bauzeit bauten und gestalteten die Gehörlosen und Schwerhörigen in über 2.500 Arbeitsstunden die überlassenen Räume für ihre Bedürfnisse um und aus, und dies in ausschließlicher Eigenleistung und allein mit Eigenmitteln, also ohne jede finanzielle Förderung durch die öffentliche Hand. Der für Material und Einrichtungsgegenstände erforderliche Baraufwand betrug 30.500 DM. Der Geldwert der als Eigenleistung erbrachten Arbeitsstunden ergibt eine Wertschöpfung von 75.000 DM, so daß die von den Hörgeschädigten geleistete Gesamtinvestition 105.000 DM ausgemacht hat.

Am 12. November 1993 wurde das Gehörlosen- und Schwerhörigenzentrum in den umgebauten Räumen des ehemaligen Casino-Gebäudes im Beisein des Oberbürgermeisters der Stadt Freiburg und des Regierungsvizepräsidenten festlich eröffnet. Freude, aber auch Stolz aller Gehörlosen und Schwerhörigen auf ihre Leistung waren bei der Eröffnung und während der sich anschließenden „Tage der offenen Tür“ deutlich spürbar. Das während einer viermonatigen Bauzeit entstandene „Wir-Gefühl“ stärkte Selbstwert und Selbstbewußtsein aller Beteiligten.

Eugen Gerlach führte den Gehörlosenbund bis zu dem tragischen Unglücksfall am 2. Weihnachtsfeiertag 1996, als er bei einem Spaziergang in Sasbach am Kaiserstuhl, wo er über Weihnachten auf Besuch weilte, in Begleitung von Frau Sirkku Vögtlin, welche auch Beisitzerin in unserem Vorstandsgremium war, beim Überqueren der Bahnstrecke von einem Zug der Kaiserstuhlbahn erfaßt wurde und beide waren auf der Stelle tot. Das traf uns alle unfaßbar hart , zumal  wir gerade begonnen hatten, die Vorbereitungen zum 100-jährigen Bestehen des Gehörlosenbundes „Breisgau-Perle“ im Jahre 1997 in Angriff zu nehmen.

Eugen Gerlach hat in den fast 8 Jahren seiner Vorstandstätigkeit sich viel Mühe gegeben, der älteren und auch der jungen Generation jederzeit Freude, Hilfe und Geselligkeit im Kreise aller Schicksalskameradinnen zu geben und zu verwirklichen. Wir werden unserem Eugen Gerlach ein ehrendes Gedenken bewahren. Auch Sirkku Vögtlin war von 1991-1993 als 2. Vorsitzende und dann als Beisitzerin im Vorstand tätig. Ihre selbstgemachten Zwiebelkuchen und zubereiteten Rebknorren vom Kaiserstuhl waren zu neuem Wein eine Delikatesse. Auch Sirkku Vögtlin wird uns in ehrender Erinnerung bleiben. Eine große Trauergemeinde von über 300 Personen fand sich bei der Trauerfeier auf dem Freiburger Hauptfriedhof ein.

Nach dem Tod unseres Vorsitzenden Eugen Gerlach nahm zunächst Frau Gaby Feiler kommissarisch die Vereinsführung wahr. Am 9. März 1997 wurde Karl Federer – erneut – zum 1. Vorsitzenden gewählt.

In der heutigen Zeit der Elektronik – dem Computerzeitalter – ist man geneigt, alles der Technik zu überlassen. Dabei treten das menschliche Miteinander, das Aufeinander-Zugehen und die Kontaktnähe von Mensch zu Mensch sehr leicht in den Hintergrund. Daher ist es für uns Gehörlose besonders wichtig, daß auch weiterhin der Gehörlosenbund „Breisgau-Perle“ e.V. Freiburg im Breisgau uns Heimat bleibt und daß insbesondere die Jugend kommender Generationen im Gehörlosenbund Geborgenheit, Begegnung und vielfältige Chancen der Fortbildung, des Gedankenaustausches, aber auch der Geselligkeit findet.

Karl Federer
1. Vorsitzender

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